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DREAM STEREO


Multi-Monitor-Sound-Installation

2001  Stadtgalerie Saarbrücken




Das Licht und sein Gegensatz, die Dunkelheit, gehören zu den Ursymbolen des Menschen. Während mit dem Licht zumeist positive Assoziationen wie Wachheit, Sicherheit und Ordnung verbunden werden, geht die Dunkelheit mit überwiegend negativ empfundenen Verknüpfungen wie Schlaf, Angst und Chaos einher. In der aus neun Monitoren bestehenden Videoskulptur "dream stereo" von Klaudia Stoll & Jacqueline Wachall werden das Licht und die darin aufscheinenden Körper gleichsam aus dem unergründlichen Dunkel geboren. Begleitet von einem ruhigen, zumeist monotonen Rauschen, das gelegentlich von Klängen und Geräuschen der Performance durchbrochen wird, bewegen sich zwei in glänzende Stoffe gekleidete Frauen in lautlos-traumwandlerischer Sicherheit in einem dunklen Raum. Mit an den Köpfen befestigten Lampen, die mit einem metallischen Klicken ein- und ausgeschaltet werden, beleuchten die Performerinnen sich selbst und ihre tanzartigen Bewegungen und richten den Lichtstrahl auch auf den Betrachter. Dabei wird die Ambivalenz von Helligkeit und Dunkelheit deutlich, denn das Licht macht die Dinge sichtbar und 'angreifbar' zugleich: inspizierend gleitet es an Brust, Nacken oder Oberschenkel entlang und zeigt damit nicht nur den schönen Leib, sondern setzt ihn auch dem gaffenden Blick aus, wohingegen das Dunkel andere Bereiche des Körpers umhüllt und schützt. Das Licht, das eben noch die visuelle Ortung der Darstellerinnen und der Zuschauer ermöglicht hat, kann schon im nächsten Moment wie ein Blitz das Auge blenden und Orientierung verhindern. Die beiden Performerinnen, deren Körper zeitweise zu einem einzigen zu verschmelzen scheinen, und die Zuschauer sind in zweifacher Hinsicht miteinander verbunden. Während das Medium Licht alle Beteiligten der gegenseitigen Beobachtung und räumlichen Fixierung aussetzt, bettet das Medium Dunkel sie in einen nach allen Seiten ausgreifenden Ort der Geborgenheit ein: "dream stereo" ist ein traumhaftes, aus dem spannungsvollen Wechsel von Licht und Dunkel aufscheinendes Bild über das harmonische Miteinander, aber auch das aggressive Gegeneinander in der Kommunikation.

Berthold Schmitt
 
     
 
 
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