| MIT ALLEN FÜNF FINGERN DER AUGEN
         Video-Sound-Objekt
 2001  Stadtgalerie, Saarbrücken
              2002  "Saar Ferngas Junge Kunst",              Wilhelm-Hack-Museum,  Ludwigshafen
 2003  Kunstverein Junge Kunst, Trier
 2004  Saarlandmuseum, Saarbrücken
 2004  Kunsthaus, Erfurt
 2004  Historisches Museum, Luxembourg
 2008  Galerie Palais am Festungsgraben, Berlin
   Die Arme gehören zu den beweglichsten, die Hände zu den  ausdrucksstärksten und die Finger zu den feinfühligsten Teilen unseres Körpers.  Nicht zufällig heißt es von Menschen, die beim Sprechen lebhaft gestikulieren,  dass sie 'mit Händen und Füßen reden'. Dagegen ist dem Sehbehinderten das  Tasten eine unentbehrliche Hilfe zur Orientierung und zur Teilhabe an der Welt.  Der 'beredte Körper' und die 'sehende Hand' sind Phänomene, bei denen die  Gestik und das Gefühl des Körpers als Unterstützung oder gar als Ersatz für das  Sprechen bzw. Sehen dienen können.Die Videoinstallation "mit allen fünf Fingern der  Augen" von Klaudia Stoll & Jacqueline Wachall bietet dem  Benutzer-Betrachter an, sich auf eine ungewisse Situation einzulassen. Was  erwartet mich auf der Massageliege? Begebe ich mich in wohltuende Hände oder  bin ich groben Griffen ausgeliefert? Was bietet sich meinem ungeschützten Blick  in dem Dunkel hinter der Öffnung? Ein Monitor zeigt stille, kontinuierlich sich  wandelnde Bilder von vier Armen und vier Händen, die einem einzigen weiblichen  Oberkörper zu entwachsen scheinen. Zu sehen ist eine zwischen Ornament und  Körperfunktion wechselnde Choreografie aus langsamen, zugleich jedoch  'sprechenden' Bewegungen: Arme, die einander sanft berühren, die sich aber auch  kraftvoll gegeneinander stemmen können, zart tastende Finger und energisch  geballte Fäuste, enges Umschlingen und weites Ausgreifen in den Raum hinaus. In  Übereinstimmung mit, aber auch in Abweichung von den Bildern trägt eine  Frauenstimme Worte und Satzfragmente vor, die verbal verschiedene Partien und  Sinnesorgane des Körpers in assoziative Funktions- und Bedeutungszusammenhänge  bringen und dadurch den Betrachter zur aufmerksamen Wahrnehmung seiner Selbst  anregen. Durch das Mit- und Nebeneinander von Bild und Wort verweisen Stoll  & Wachall auf die unauflösbare Wechselbeziehung zwischen Körper und Sprache  (Geist), die erst in ihrem Zusammenwirken eine vollständige Einheit, nämlich  einen Leib, bilden.
 Berthold Schmitt |