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DELICIOUS MONSTERS


Doppelvideoprojektion

2001  Stadtgalerie Saarbrücken





Die Augen sind eines der wichtigsten Sinnesorgane zur Wahrnehmung, Orientierung und Kommunikation. Da sie zudem Wesentliches über die Gefühle des Menschen 'verraten', gelten sie auch als Spiegel der Seele. Darüber hinaus können die Augen aber auch eine starke erotische Ausstrahlung haben und zugleich werden ihnen magische Kräfte nachgesagt. So ist z. B. im Volksglauben die Furcht vor dem sog. 'bösen Blick' weit verbreitet, der durch Zauber Unheil verursachen soll. In der dreiteiligen Videoinstallation "delicious monsters" von Klaudia Stoll & Jacqueline Wachall ist der Blick das zentrale Motiv. Auf einer Großbildprojektion sowie zwei Monitoren erscheinen die beiden Protagonistinnen wie lautlos schwebende Büsten im leeren Raum. Mit streng nach hinten frisierten Haaren und starrer Miene nehmen die Frauen männliche Züge an, ohne ihre Weiblichkeit zu verdecken oder zu verlieren. In einem der Videos hat eine der Darstellerinnen eine übergroße, geschweifte und pinkfarben leuchtende Gummizunge, die weit aus dem Mund hervorstößt. Unterlegt von einem technoid anmutenden Klangteppich umkreisen die Figuren einander schweigend und mit stechend scharfem Blick. Aus dem Dunkel der maskenhaft geschminkten Augenpartien leuchtet das Weiß der Augen auf, die wechselnde Ziele zu fixieren scheinen. Beobachten die sowohl anziehend wie aggressiv wirkenden Wesen sich gegenseitig oder beäugen sie den Betrachter argwöhnisch? Bleibt es beim ernsten Blicken oder kommen magische Kräfte zur Wirkung? Die angespannte Haltung der Körper und die wie eine Stoßwaffe fungierende Zunge verweisen auch auf eine potenzielle physische Attacke, die sowohl den Zuschauer treffen, sich aber auch zwischen den Performerinnen ereignen könnte. Eine eindeutige Rollenaufteilung in Täter und Opfer gibt es nicht. Der Betrachter ist Voyeur und ist zugleich selbst den bedrohlichen Blicken ausgesetzt und umgekehrt verdammt die aufgesetzte Zunge, Waffe und zugleich Lustsymbol, ihre Trägerin zum Schweigen. Ein beklemmendes Szenario des Gefangenseins in Geschlechterrollen, das aus köstlicher Verlockung und Angst einflößender Monstrosität geboren ist.

Berthold Schmitt
 
     
 
 
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