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DREAM STEREO




2001  Stadtgalerie Saarbrücken
2002  Picasso Museum, Münster



Die beiden Künstlerinnen schlüpfen selbst in die Rolle der Protagonisten. Zeitweise verschmelzen zwei Körper zu einem Körperknäul, dabei erzeugt die Simultanität von Bewegung und Stillstand einen irritierenden Erlebnisraum in dem privater und öffentlicher Raum verschmelzen. Durch die akustischen Geräusche, wie Morsezeichen, die bei der Lifeaktion entsehen, erfährt man noch eine zusätzliche Entfremdung.
Ohne das Gegenüber ist keine Beobachtung möglich. Gewöhnlich erleben wir Privatheit und Öffentlichkeit als zwei voneinander getrennte Bereiche. Durch das Fernsehen, das World Wide Web und eine gesteigerte private Mobilität verschmelzen diese Bereiche immer mehr. Uns interessiert genau der Punkt, an dem Privates und öffentliches verschmilzt, wo persönliche Erfahrung zur kollektiven Erfahrung wird.

“dream stereo” ist ein Projekt, angesiedelt zwischen Performance und dem Medium Video, einer Körperarbeit zwischen ......... Eingriff und Lust. Die Benutzung von westlich geprägten Kulturelementen wie Glamourkleider und Medientechnik ist dabei ein wichtiger Aspekt.
Immer wieder lassen wir in unseren Arbeiten den Betrachter unmerklich zum Bestandteil unserer theatralisch, nicht selten mit poetisch-subversivem Femininismus versehen, inszenierten Medienwelt werden. In unseren Video-Performances konfrontieren wir unser Publikum dabei mit verschiedenen Wahrnehmungsebenen - LivePerformances, Projektionen und Monitorbild.
Wir beziehen uns darin auf immer wiederkehrende, charakteristische Motive: Spiegelungen des eigenen Körpers im Verhältnis zu Umgebung und Publikum, Fragmentierung von Raum und Zeit, Transformationen und Maskerade, Körperbewegung und Rauminszenierung. Unsere Installationen leben von der spannungsvollen und ästhetischen Verbindung künstlerischer Ausdrucksformen, in denen sich nicht zuletzt unsere kritische Auseinandersetzung mit der eigene Position als Frau und Künstlerin reflektiert.

 

Ablauf:

Ein Monitor steht auf einem Rollwagen am Ende eines völlig dunkelen Raumes. Auf dem Bildschirm ist in der Tiefe eine kleine Lichtquelle zu sehen, die beim näher kommen immer größer wird und man eine mit Licht durchdrungene Hand erkennen kann, wenn sie ganz nah und überdimensional groß ist, geht der Monitor aus.
Im Raum ist ein dunkler monotoner elektronischer heller Sound zu hören, der in längeren Abständen an und aus geht. Das Verklingen des einen Tones gibt Impuls zu einem neuen Ton.

2 Frauen in eleganten Paillettenkleidern behelmt mit Stirnlampen, sind neben dem Monitor die einzigen Lichtquellen im Raum. Die Lichtkegel sind auf die Kleider und Körper gerichtet, so dass nur kleine Ausschnitte zu sehen sind, sie wandern wie Suchscheinwerfer über Brüste, Nacken und Haare. Die beiden Performerinnen bewegen sich am Boden entlang durch den Raum, heben sich gegenseitig und umkreisen einander. Sie beleuchten sich selbst und gegenseitig, untersuchen sich, zeigen und entblößen sich vor dem Publikum. Mit einer Videokamera tastet die eine die Körperpartien der anderen ab, die live übertragen auf dem Bildschirm eines Monitores erscheinen.        

Doch schon im nächsten Moment wird die Situation umgedreht und eine der Performerinnen nimmt die Zuschauer ins Visier. Sie richtet die Kamera auf Hände, Gesichter, Füße, Nasen, Augen, Münder......, das Gefilmte wird live übertragen auf den Monitor, der jetzt von der anderen Performerin  auf dem Rollwagen durch den Raum getragen wird gefahren wird. Sie hält den Bildschirm direkt vor die Augen der Zuschauer, so daß diese an dem Geschehen teilhaben. Zu sehen sind die unmittelbaren Livebilder von Nahaufnahmen einzelner Körperpartien des anwesenden Publikums. Am Ende der Aktion verlassen die beiden ..... den  Raum wird der Rollwagen aus dem Raum geschoben und der Sound geht aus.


ZWISCHEN SUBJEKT UND OBJEKT
In Amerika, dem Mutterland der TV-Gesellschaft gibt es seit den 80ziger Jahren sogenannte “daily-shows”, die sich in ihrer Perversion ständig steigern, rund um die Uhr geben Menschen ihre intimsten Details vor laufender Kamera preis. Der Zuschauer, passiv vor dem Fernseher sitzend, wird zum Voyeur und wartet nur darauf, daß sich jemand entblößt, entblättert, sei es seelisch oder körperlich. Dieses Phänomen ist wie so vieles mit einer bestimmten Zeitverzögerung nach Europa übergeschwappt und wird mit großer Begeisterung nachgeahmt.
In der Performance “dream stereo” möchten wir auf diese Thematik anspielen. Die Rollen werden vertauscht; die Zuschauer werden vom passiven zum aktiven Teil der Performance, vom Voyeur zum Objekt der Begierde, zum Mittelpunkt des Geschehens. Wie ist es, sich zu zeigen und wie, wenn man als Zuschauer vorgeführt wird, vor allen anderen? Ein Zustand des Ausgeliefertseins? Wie nah kann man gehen? Wo ist die Grenze, wo die Schamgrenze?





Heldinnen der neuen Weiblichkeit
Thomas Kuhtz, Art Magazin Saarbrücken

...........Wie zwei statuenhafte Heroinen treten sie auf, im eleganten Paillettenkleid, behelmt mit Kappen und Grubenlichtern, die einen fahlen Strahl über ihre Körper werfen. Die zwei Frauen wandern im Kamelgang den Boden entlang, heben sich gegenseitig auf den Rücken und umkreisen einander. Mit einer Videokamera tastet die eine die Körperpartien der anderen ab, die leuchtend und verzerrt auf einem Bildschirm erscheinen. Anschließend nimmt sie die Köpfe der Zuschauer ins Visier.
"Dream stereo" heißt die Performance von Klaudia Stoll und Jacqueline Wachall, die jetzt in der Saarbrücker Stadtgalerie auf einer großen Monitorwand zu sehen ist - ein Lehrstück über die "telematische" (Fernseh-) Wahrnehmung durch die Medien.


 
     
 
 
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